Vulkaninsel: Thermalquellen und vulkanologische Phänomene

Ich bin eine Insel, die aus dem Schoß der Erde atmet.

Der Vulkan ist Teil Pantellerias: höre ihm zu. Seine Ausprägungen – Thermalquellen, Fumarolen, Grotten – erzählen eine innere Geografie aus tiefen Schweigen und aufsteigender Wärme.

Der Atem des Vulkans

Die vulkanische Natur der Insel ist lebendig. Sie zeigt sich in den heißen Quellen, im rauchenden Boden und in den vom Lauf der Zeit gezeichneten schwarzen Felsen. Der Vulkan von Pantelleria liegt größtenteils unter Wasser, doch du spürst ihn unter den Füßen und in der Luft. Er ist eine konstante, stille Präsenz.

Die Top-Orte für natürliches Wohlbefinden auf Pantelleria

Specchio di Venere. Ein Thermalsee in einer vulkanischen Caldera. - Offiziell “Lago di Bagno dell’Acqua“ genannt, ist er der einzige Salzwassersee der Insel, gespeist von heißen Quellen am Südufer. In der “Caldera dei Cinque Denti” gelegen, bietet er Wassertemperaturen von 34 bis 58 °C und hohe Gasgehalte. Mit seinen fast kreisrunden Ufern (450 × 350 m) und jahreszeitlichen Schwankungen ist er ein seltenes Ökosystem und ein Hotspot der Biodiversität – Heimat seltener Pflanzen wie Limonium secundirameum und Rastplatz für Zugvögel wie Flamingos.

Benikulà Höhle. Auch “Bagno Asciutto“ genannt, ist sie eine natürliche Sauna in einer Felsspalte der Contrada Sibà. - Hier tritt thermaler Dampf aus der Tiefe an die Oberfläche. Im Halbdunkel sitzt man, schließt die Augen und lässt den Atem mit dem Rhythmus des Untergrunds verschmelzen. Die gemessenen Temperaturen können bis 100 °C erreichen. Dieser Geoschatz von internationalem Rang ist bedeutend für Geomorphologie, Hydrogeologie und Vulkanologie.

Favára Grande. Wo die Erde atmet. - “Favára“ nennen die Inselbewohner ihre Fumarolen: Spalten, aus denen heißer Dampf entweicht. An der Südseite der Montagna Grande steigen aus einer noch aktiven Risszone dichte Dampfwolken bis zu 100 °C auf. Einst sammelten Bauern den Dampf in Bündeln aus Zweigen, um Tiere zu tränken. Heute ist die Favára Grande ein lebendiges Zeugnis der geothermischen Kraft Pantellerias und ein wichtiger geowissenschaftlicher und geotouristischer Ort.

Die Gegend ist sicher, meide jedoch längeres Verweilen an den Emissionsstellen und besuche sie an windigen Tagen.

Hafen von Gadir. Wo das Meer warm ist. - Einst Fischerhafen, heute ruhiges Dorf am Wasser mit natürlichen Thermalbecken, in denen 40–55 °C heißes Wasser sprudelt. “Gadír“ ist arabisch für “Teich“ oder “Wasserlauf“. Die Bucht ist darüber hinaus ein archäologisches Tauchgebiet: Im Meer vor dem Hafen liegen zwei römische Wracks (3.–1. Jh. v. Chr.) mit punischen und griechisch-italischen Amphoren.

Kuddìa di Mida. Ein atmender Vulkan. - Der ruhende alte Kegel auf 577 m n. m. an der Nordflanke der “Montagna Grande” besitzt aktive Fumarolen, die lautlos Dampf und vulkanische Gase ausstoßen. Die kreisrunde Spitze bietet Panorama über die ganze Insel: vom Venussee bis zu den Küstenbuchten und Kulturlandschaften. Eine Besteigung ist mehr als eine Wanderung – sie ist ein Eintauchen in die lebendige Geologie.

Montagna Grande. Ein im Laufe der Zeit gewachsener Gipfel. - Mit 836 m der höchste Punkt der Insel, heute bewachsen und Ausgangspunkt zahlreicher Trails im Nationalpark. Von hier erzählt jeder Weg von der Natur, Geologie und Artenvielfalt Pantellerias.

Berg Gibele. Ein ehemaliger Vulkankrater im Inselzentrum und jüngerer Nachbar der Montagna Grande. - Seine sanft gerundete Form hebt sich im Gelände ab. Wanderwege bieten eindrucksvolle Blicke aufs Hinterland und Meer – ideal, um die vulkanische Morphologie zu studieren. Geologisch bedeutend liegt der Gibele auf einer Verwerfungszone und prägt weiter die Landschaft.

Die Geschichte der Insel ist die Geschichte des Vulkans.

Feuer, Wasser, Erde, Luft. Pantelleria entsteht aus dem Zusammenspiel dieser Elemente, die über Jahrtausende die Insel und ihre Meeresgründe zu lebendigen, rauen und wilden Landschaften geformt haben. Eine Perle zwischen Europa und Afrika, geschnitzt von der Lava und geformt vom Wind.

Die Insel ragt entlang eines aktiven Grabenbruchs im Sizilianischen Kanal empor, wo die afrikanische Platte unter die europäische taucht. Was wir heute sehen, 836 Meter über dem Meeresspiegel, ist die Spitze eines gigantischen Vulkankomplexes, der sich bis auf den Meeresboden erstreckt.

Welche Haupttypen von Eruptionen gibt es? Die effusive, langsame und gleichmäßige Eruption, die fließende Lavaströme hervorbringt, und die explosive, intensive, plötzliche Eruption, die Landschaften prägt und verändert. Gerade letztere hat die vulkanische Geschichte Pantellerias entscheidend geprägt.

Vor etwa 44 000 Jahren formte eine der mächtigsten plinianischen Eruptionen des Mittelmeers die junge Caldera, auch “Cinque Denti“ genannt. Eine glutheiße Aschewolke erreichte die Küsten von Lesbos, und Pantelleria wurde unter einer dicken Schicht grünen Aschengesteins begraben – dem berühmten Grünen Tuff. Das Leben auf der Insel kam zum Erliegen. Doch es war ein Neuanfang. Die Natur kehrte langsam zurück und hat sich seither kontinuierlich an die magmatischen Bedingungen angepasst.

Der Boden Pantellerias erzählt von alldem – und noch viel mehr. Er besteht aus Obsidian, einem vulkanischen Glas, das auf der Insel Pantellerit genannt wird. Dichte, zähe Lavaströme glänzen im Sonnenlicht durch die Kristallisation ihrer Mineralien. Ein Beispiel dafür ist der Khaggiàr-Lavastrang, der vor rund 7000 Jahren am Vulkan Kùddia Randázzo entstand: eine scheinbar regungslose, schwarze Fläche voller Biodiversität und geologischer Besonderheiten.

Im Zentrum dieses Systems steht der Berg Gibelè, der emblematischste der rund 50 Vulkane, die die Insel übersäen. Nach seiner letzten großen Eruption erlosch seine Magmakammer. Das Ergebnis? Die nahegelegene Montagna Grande, entlang einer Verwerfungslinie gelegen, hebt sich jedes Jahr um wenige Millimeter. Ein langsamer, aber beständiger Wandel der Inselgeografie.

Nicht verpassen

Kuddia Gelfiser - Der Name Gelfiser stammt aus dem Arabischen und bedeutet “Berg der Risse“. Diese Kuddía im Südosten der Insel ist ein alter, inaktiver Vulkanausbruch, umgeben von einer wilden und stillen Landschaft. Sie zählt zu den geologisch bedeutendsten. Der Raum im Gestein spiegelt die Kraft wider, die das Gebiet geformt hat. Das Gebiet ist ein interessanter Ort für Geologie, Trekking und Naturfotografie. Dieser Bergrücken bietet Schutz vor einer der authentischsten Landschaften der Insel.

Kuddia Gelkhamar - Kuddía Gelkhamar zählt zu den poetischsten Hügeln Pantellerias. Der Name, der auf Arabisch “Mondstrahl“ bedeutet, lässt die schwebende und geheimnisvolle Atmosphäre dieses Vulkanhügels erahnen. Seine sanften Formen und Wege inmitten der mediterranen Macchia bieten ein intimes und besinnliches Erlebnis. Hier schimmert der Stein in wechselnden Farbtönen, und bei Sonnenuntergang streichelt das Licht die Hänge und enthüllt die metamorphe Natur der Landschaft. Ein perfekter Ort für alle, die Ruhe, Weite und Stille suchen.

Vulkanologisches Museum - Das in einer ehemaligen Militärkaserne in “Punta Spadillo” untergebrachte Museum ist heute ein Ort der Bildung, Verbreitung und Gastfreundschaft. Es erzählt die Geologie Pantellerias anhand von Karten, Abschnitten und Ausstellungen und macht sichtbar, was oft unter unseren Füßen verborgen bleibt.

Siedlung Mursía und Sesi-Nekropole - Eine einzigartige archäologische Stätte im Mittelmeerraum aus der Bronzezeit (17.-15. Jahrhundert v. Chr.), bestehend aus der antiken Siedlung Pantelleria. Sie liegt an einem langen Küstenabschnitt und war dank des Obsidians ein strategisches Handelszentrum im Mittelmeerraum. Die Stätte ist durch eine imposante, 200 Meter lange und 8 Meter hohe Mauer sowie eine widerstandsfähige und erkennbare Struktur befestigt. Daneben befinden sich die Sesi, Grabdenkmäler aus Stein, die nur auf Pantelleria existieren und von einer Hochkultur zeugen: Unter ihnen sticht die Sese Grande hervor. Ein Ort, der die antiken Ursprünge der Insel zwischen Leben, Tod und Stein erzählt.

Khaggiàr Landschaft - Die Khaggiàr Lava aus der Kùddia Randázzo schuf eine wellige, schwarze Ebene bis zur Cala Cinque Denti. Dieses raue, faszinierende Band zeigt die rohe Kraft des Vulkans.

Piana della Ghirlanda - Eine vulkanische Mulde im Inselherz. Einst Krater, heute Agrarzentrum mit geordneten Zibibbo-Reben, Trockenmauern, Dammusi und panteschischen Gärten. Der Wind duftet nach Kapern, Oregano und rebenreifem Wein. Ein stiller Ort, kultiviert seit Jahrhunderten.

Nikà Quellen - Zwischen den dunklen Klippen bieten die Thermalquellen von Nikà ein magisches Erlebnis: Heißes Wasser sprudelt aus dem Meeresgrund, mischt sich mit dem Salzwasser und bildet natürliche Freiluftpools. Diese Quellen, gespeist vom sekundären Vulkanismus, erreichen Temperaturen von bis zu 70 °C. Sie sind sowohl über das Meer als auch über einen steilen Pfad zugänglich. In diese Gewässer einzutauchen bedeutet, einen authentischen Moment der Entspannung zu genießen, umgeben von der unberührten Schönheit der Insel.

Lago delle ondine - Ein kleiner, vom Meer geformter Smaragd, eingebettet in den schwarzen Felsen unter dem Leuchtturm Punta Spadillo, nahe der Cala Cinque Denti. Der “Laghetto delle Ondine” ist ein Spiegel aus kaltem Wasser und Salat. Zu Fuß erreichbar, bietet er Stille in der Nähe des grenzenlosen Meeres. Wenn der Mistral weht, kommt die Frau in ihren Kleidern herein, und das Wasser ist bezaubernd. Ein intimer Ort, an dem man auf dem Stein sitzen, die Beine treiben lassen und den Himmel betrachten kann.

Interno buio di una grotta rocciosa umida con pozza d'acqua scura e pareti irregolari.
Scena costiera a Pantelleria con un uomo e un bambino vicino a un lago turchese ai piedi di una montagna verdeggiante sotto un cielo sereno.

Kuriositäten

Der Stein, der von Feuer erzählt - Der Lavafels von Pantelleria, bekannt als Obsidian oder Pantellerit, ist ein glasiges, schwarzes und glänzendes Gestein, das durch die schnelle Abkühlung silicareicher Lava entsteht. Nicht nur ein geologisches Sinnbild der Insel, sondern bereits in prähistorischer Zeit Material für Werkzeuge und Schmuckstücke – geschätzt für seine Härte und seinen metallischen Glanz. Im gesamten Mittelmeerraum verbreitet, zeugt er vom uralten Handel, der einst in Pantelleria begann.

Die heißen Becken von Gadír - Kleine Thermalwasser­pfützen in einer eleganten, abgeschiedenen Bucht. Natürliche Becken, in den Fels gehauen, in denen heißes Wasser direkt am Meer emporquillt. Hier taucht man ein, blickt aufs azurblaue Horizont und spürt, wie die Zeit stillsteht – selbst in kühlen Jahreszeiten ein perfekter Rückzugsort.

Venussee: Spiegel der Venus. Mythos und Schönheit - Der Legende nach blickte die Göttin Venus vor jedem Liebestreffen mit Bacchus, dem Gott von Wein und Lust, in die klaren Wasserspiegel des Sees. Dieser Erzählung verdankt der Kratersee seinen Namen. Mineralienreich reflektieren seine Ufer das Blau des Himmels und die umliegende Landschaft wie ein natürlicher Spiegel.

Die Legende von San Fortunato - Einer der bedeutendsten Inselmythen beruht auf einer realen Begebenheit: der letzten vulkanischen Eruption 1891 vor der Nordküste Pantellerias. Eine Unterwassereruption mit Erdstößen und Gasaustritten versetzte die Bevölkerung in Furcht. In diesen Tagen baten Fischer und Seeleute um geistlichen Beistand und wandten sich an San Fortunato, dessen Reliquien in der Hauptkirche bewahrt wurden. In feierlicher Prozession trugen sie die Reliquien zum Hafen und brachten sie an Bord eines Bootes – mit der Bitte, die Wut des Meeres zu besänftigen. Der Überlieferung zufolge ebbte die Eruption daraufhin ab. Seither ist San Fortunato der Schutzpatron der Insel. Jedes Jahr am 16. Oktober feiern die Bewohner diese Hingabe mit einer Prozession: Die Statue des Heiligen wird vom Dorf zum Hafen getragen, besteigt ein Boot für eine kurze Rundfahrt, und es werden Blumenkränze ins Meer geworfen, um der vermissten Seeleute zu gedenken und die Verbindung Pantellerias zu seiner vulkanischen Kraft zu erneuern – so real wie symbolisch.

Die schwarze Erde Pantellerias - Die Haut der Insel ist vulkanisch und erzählt von Jahrtausenden aus Eruptionen, Wind und menschlicher Mühe. Sie zeigt sich auf den Pfaden zwischen den Lavaströmen, in den Trockenmauern der Terrassen und in den geduldig kultivierten Feldern. Diese dunkle, mineralstoffreiche Erde ist das Ergebnis fruchtbaren Vulkanbodens, aus dem eine üppige Vegetation erwuchs, abgestuft nach Höhenlagen.

Erlebnisse vor Ort

Der Punta-Spadillo-Weg ist mehr als eine Wander- oder Bike-Route: Er verbindet Sport, Natur und geologische Entdeckung. Auf diesem Schotterpfad wandert man am Rande des Khaggiàr-Lavastroms, bis man die Küste und den Leuchtturm Punta Spadillo erreicht – ein leuchtender Wegweiser für ankommende Boote.

Wer tiefer eintauchen möchte in Pantellerias Erdgeschichte, besucht das Vulkanologische Museum, geführt von Nationalpark-Rangern.

Für jene, die weiterziehen, führt der sanft absteigende Pfad zu Cala Cinque Denti und dem idyllischen Laghetto delle Ondine. Unterwegs trifft man auf die Überreste der Batterie PT 185 – einst mit fünf 76/40-Kanonen ausgestattet und im Zweiten Weltkrieg als Flug- und Marineabwehr genutzt. Heute sind Schützengrad, Feuerleitstand und Kasematte noch erkennbar.

Ringsum bereichern Macchia und einheimische Flora die Szenerie und erinnern daran, wie harmonisch Biodiversität und Geschichte auf dieser Inselseite zusammentreffen.

Der Untergrund kann uneben und felsig sein – feste Trekking-Schuhe empfehlen sich für sicheren und bequemen Aufstieg.

Reisetipps

  • Bequeme Schuhe mitnehmen: Vulkanpfade sind faszinierend, aber teils unwegsam.

  • Heiße Quellen ganzjährig nutzen: Spitzenzeiten sind Frühling und Herbst, wenn Erdwärme und mildes Klima aufeinandertreffen.

  • Orte mit Respekt behandeln: Pantelleria heißt dich willkommen, verlangt aber Umsicht. Sie ist lebendig, sensibel und großzügig.

  • Badezeug und Handtuch nicht vergessen: Vielleicht lockt ein heißes Thermalbad.

  • Kleidung in Schichten: Wind und Temperatur­schwankungen, besonders in höheren Lagen, sind häufig.

  • Wasser und Proviant einpacken: Auf längeren Touren ist Selbstversorgung wichtig.

  • Windrichtung berücksichtigen: Auf Pantelleria formt der Wind den Tagesablauf.

  • Zeit lassen: Jeder Schritt erzählt eine Geschichte. Eile ist fehl am Platz.

Inhalt erstellt mit freundlicher Unterstützung von Gira l’Isola.

Ich bin ein Ort, an dem Wärme dich auf sanfte Weise umsorgt.